Briefmarken-Ratgeber
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Briefmarken Handel
Das Klagen ist groß. Immer mehr Briefmarkenhändler geben ihre Geschäfte auf. Auch der Versandhandel spürt starken Gegenwind. Steigende Kosten, weniger Kunden, besser informierte Sammler, weniger Umsatz gleich Geschäftsaufgabe. Logisch - und erwartbar.
Wenn ich darüber lese, wird immer wieder die unbeantwortete Frage gestellt, warum sich das alles so entwickelt hat. Die Wirtschaftskrise ist da eine willkommene Erklärung (Ausrede). Man muß einfach abwarten, bis die Sammler wieder daran glauben, daß alles wieder gut sei - und dann läufts auch wieder.
So einfach ist das diesmal nicht, denn man spürt einen grundlegenden Wandel. Viele Sammler denken plötzlich mit, erkennen, daß sie jahrzehntelang hintergangen wurden, stehen vor einem sammlerischen Scheiterhaufen. Die einen werfen wutentbrannt das "Handtuch", weniger drastisch reagierende suchen Auswege, einige wenige sehen sich sogar als die Schuldigen der Krise.
Nur die Lobby der Philatelie wäscht sich die Hände in Unschuld. Ich bin davon überzeugt, daß diese vielen klugen Leute in allen Bereichen dieses Genres genau wissen, was da passiert ist und wer schuld daran ist. Der Selbsterhaltungstrieb verhindert Ehrlichkeit. Und deswegen wird überlegt, wie könne man sich waschen, ohne daß der Pelz naß wird.
Der Katalog eines großen Briefmarkenhauses beinhaltet ein "Sonderangebot", herrlich bebildert und verführerisch beschrieben, für sage und schreibe € 17,50: ein Bogen mit 10 x € 0,55, also € 5,50, auf einen Photoumschlag geklebt und dann mit Ersttagsstempel entwertet, oder besser gesagt, wertlos gemacht. Im Internet werden massenhaft FDC angeboten, nur Bieter gibt es keine. Mit Sicherheit eine deftige (200 % Aufschlag!) und klassische Fehlinvestition. Ein Freund von mir spricht in solchen Zusammenhängen immer gerne vom Verkauf von "Fäkalien" in Dosen. Ich überlege, was passiert, wenn der Kunde eines Tages die Dose öffnet? In der Philatelie-Lobby hat man offensichtlich keine Befürchtungen. Es wird massenhaft Dreck produziert und teuer verhökert, ohne, daß von irgendeiner Stelle Protest käme. Der Sammler hat halt keine Lobby. Im Gegenteil, man klagt und wundert sich nur, daß es immer weniger Briefmarkenfachgeschäfte gibt. Bedingt durch die Endlichkeit des Lebens werden halt mehr und mehr Dosen geöffnet - spätestens durch die Erben. Und heraus quillt eine ätzende Mischung aus negativer Erkenntnis, Untergangsstimmung und Resignation. Eine ganz üble Mischung für die Philatelie.
30 Jahre Abo von Berlin und DDR, 50 Jahre von Bund und anderem. Die Euro-Marken könnten noch verklebt werden, alles davor ist im Grunde fast wertlos. Versteigert werden diese 08/15-Marken, wenn überhaupt, für 3 bis 4 % vom Michel. Das bedeutet 15 % des Postpreises oder 85 % Verlust von der Nominalen her gerechnet. Der Handel verkauft an Unwissende noch für 30 % bis 50 % vom Michel - und mehr. Als Sonderpreis beschrieben! Zurückkaufen wird er all das nie mehr, das hat er selbst noch in unüberschaubaren Mengen. Hat sich mal schon jemand Gedanken gemacht, wie das für den Kunden ausgeht - und damit letztendlich für die Philatelie?
Der Handel zählt zum Dienstleistungsbereich und muß sich gefallen lassen, beurteilt zu werden.
Als Sammler von bestgestempelten Briefmarken habe ich immer mal wieder gefragt, ob man so etwas liefern könne. Nein, war die Antwort, das sei ein zu großer Aufwand!
Ich habe Marken in Luxusqualität (so im Angebot beschrieben) bei einem Hamburger Händler bestellt - und solche mit kurzen Zähnen geliefert bekommen. Der Lieferant wollte mir mein Qualitätsdenken ausreden, u.a. mit dem Argument, anderes müsse auch verkauft werden.
Oder, ich suche schon lange Zeit bestimmte Dinge über einen Händler, der aber geht in keiner Weise auf meine Wünsche ein.
Ich halte einen Teil des Handels für überlebensfähig - wenn der sich auf seine Kunden einstellt, wenn er erkennbar auch dessen Vorteil berücksichtigt, sich auf seine Kunden spezialisiert, Rat-, Ideen- und Produktgeber wird.